Jede Kirche in Rheinhessen hat wohl ihre eigene kleine Besonderheit. Wer zum Beispiel in der evangelischen Kirche in Armsheim zur Decke schaut, der blickt in mehrere Gesichter mit spitzen Hüten. Eine neue App macht es nun möglich, sich virtuell in den Moment zurückzuversetzen, in dem diese Malereien einst entstanden sind.
In einem knapp zweiminütigen Hörspiel unterhalten sich die Steinmetze, während sie Abzugslöcher in die Kirchendecke schlagen. "Irgendwie fand ich, dass das Loch wie ein offener Mund aussieht - und da hab' ich gedacht, ich male einfach mein Gesicht drum herum", erklärt einer der Handwerker seinen Kollegen in schönstem Rheinhessisch.
Spannendes über 20 Kirchen in Rheinhessen erfahren
Es sind solche Geschichten, die die neue Web-App "Turmgeflüster - Kirchengeheimnisse digital erleben" erzählt. Geschichten, die Besucherinnen und Besucher der 20 beteiligten Dorfkirchen in Rheinhessen sonst wohl kaum erfahren würden.
Hinter dem Online-Angebot steckt das Touristik Center Rheinhessen Mitte, das die App gemeinsam mit einer Agentur entwickelt und am Dienstag vorgestellt hat.
Per QR-Code zur webbasierten App
An den beteiligten Dorfkirchen in den Kreisen Alzey-Worms und Mainz-Bingen, etwa in Nieder-Olm, Wörrstadt oder Zornheim, sind außen QR-Codes angebracht, die zu der webbasierten Anwendung führen. Die App lässt sich also im Browser öffnen und muss nicht extra heruntergeladen werden.
Auf der Seite findet sich zu jeder Kirche ein Mini-Hörspiel, das einen besonderen oder kuriosen Moment aus der Geschichte nacherzählt - von der Gründung der ersten evangelischen Gemeinde in Nieder-Olm, über den Einsturz des Kirchturms in Nieder-Saulheim, bis hin zum Kirchenfenster in Wörrstadt, das mitten im Gottesdienst von einem Fußball getroffen wird.
3D-Modelle und 360-Grad-Bilder von Dorfkirchen
Außerdem gibt es kurze Informationsvideos zu weiteren Besonderheiten, 3D-Modelle der Gebäude und 360-Grad-Bilder aus den Innenräumen. Letztere sollen auch dann einen Blick ins Innere ermöglichen, wenn die Kirche gerade geschlossen ist.
Das Angebot richte sich sowohl an Touristen als auch an Einheimische, sagt Olga Furer vom Touristik-Center Rheinhessen Mitte. Die Idee für das Projekt sei schon vor Jahren entstanden.
App soll auch jüngere Menschen neugierig machen
Die Dorfkirchen hätten kulturell durchaus etwas zu bieten. Mit dem digitalen Angebot hoffe man, vielleicht auch jüngere Menschen anzusprechen. Das Touristik-Center plant bereits eine Ausweitung des Online-Angebots auf 18 weitere Dorfkirchen.
Darüber hinaus sollen auch andere touristische Bereiche miteinbezogen werden, etwa Wandern, Radfahren, der Weinbau und die regionale Gastronomie.