Eren Dinkci und Jan-Niklas Beste (Heidenheim) jubeln im Spiel gegen Köln

Fußball | Bundesliga

Eren Dinkci lässt Heidenheim zum Abschied von Europa träumen

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Johannes Seemüller
Johannes Seemüller, SWR-Sportjournalist

Durch den deutlichen Sieg gegen Absteiger Köln lebt beim 1. FC Heidenheim der Traum von Europa. Matchwinner war Stürmer Eren Dinkci, der den Club Richtung Freiburg verlässt.

Wenige Minuten nach dem Abpfiff lagen sie sich in den Armen. Heidenheims Torwart Kevin Müller, ein Kerl wie ein Baum, umarmte den Doppeltorschützen Eren Dinkci, diesen sehnigen Schlaks, voller Inbrunst und Dankbarkeit. Der 22-jährige Deutsch-Türke hatte den Bundesliga-Aufsteiger mit seinen zwei Toren im ersten Durchgang auf die Siegerstraße gegen den 1. FC Köln gebracht.

In der 16. Minute hatte der Stürmer nach Zuspiel von Jan-Niklas Beste einfach mal von der Strafraumgrenze abgezogen. Sein Rechtsschuss wurde von Chabot unhaltbar für Kölns Keeper Schwäbe ins Tor abgefälscht. Der Jubel des Heidenheimer Spielers hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Stattdessen formte er mit seinen Händen Zeichen. Die Erklärung lieferte Dinkci nach Spielende im SWR-Interview: "Ich habe die Zahlen 7 und 3 gezeigt. Mit 73 fängt die Postleitzahl von Heubach an. Ich wohne da und habe dort kürzlich einige Jungs kennengelernt. Da haben wir vereinbart: Bei meinem nächsten Tor zeige ich diese beiden Ziffern."

Heidenheims Eren Dinkci: "Schade, dass die Saison schon zu Ende ist"

Sechs Minuten später bewies der Heidenheimer Turbo-Sprinter (Höchstgeschwindigkeit: 36,41 km/h), warum sein Marktwert innerhalb dieser Spielzeit von einer Million Euro auf mittlerweile zehn Millionen Euro hochgeschnellt ist (Quelle: transfermarkt.de). Tim Kleindienst spielte den Ball in den Fuß von Stürmerkollege Dinkci. Mit schnellen Ballberührungen tanzte er zunächst Chabot und dann Hübers aus. Frei vor Schwäbe ließ Dinkci sich die Chance nicht nehmen und schnürte mit links und einer erstaunlichen Leichtigkeit den Doppelpack. Sein 10. Saisontreffer. "Wir hatten heute keinen Druck'", sagte der Stürmer. "Es hat heute bei meinem letzten Spiel sehr viel Spaß gemacht. Schade, dass die Saison schon zu Ende ist."

Als er in der 79. Minute ausgewechselt wurde, gab es Standing Ovations vom Heidenheimer Publikum. Dinkci, der im Sommer zum Ligakonkurrenten SC Freiburg wechseln wird, hatte sein Versprechen gehalten. Trainer Frank Schmidt, der wegen eines Krankenhaus-Aufenthalts nicht bei der Abschiedsvorstellung Dinkcis dabei sein konnte, hatte erst kürzlich gesagt: "Er hat es vor der Mannschaft und auch mir gegenüber unter vier Augen bestätigt, dass für ihn nur eins zählt: der maximale Erfolg mit dem 1. FC Heidenheim."

Den haben sie auf der Ostalb mit dem deutlichen Erfolg gegen Absteiger Köln erreicht. Der 1. FC Heidenheim, dieses Bundesliga-Greenhorn, beendet seine erste Saison im Fußball-Oberhaus auf einem sensationell guten achten Tabellenplatz. Gewinnt Meister Bayer Leverkusen am kommenden Wochenende das DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern, dann reicht diese Platzierung doch tatsächlich für die Teilnahme an der Conference League.

Dinkcis Traum von Europa muss noch etwas warten

Mit Heidenheim hätte Dinkci in der kommenden Saison also womöglich international spielen können. Sein neuer Arbeitgeber, der SC Freiburg, rutschte an diesem Spieltag noch auf Platz zehn ab. Der Traum von Europa ist damit ausgeträumt - für die Südbadener und für Dinkci. "Das ist natürlich blöd gelaufen", sagt er ehrlich. "Aber das gehört dazu. Ich habe Heidenheim so viel zu verdanken."

Seine Teamkollegen ließen sich bis weit nach Spielende im Stadion von den eigenen Fans feiern. Die ganze Mannschaft stand auf dem Zaun. Dinkci verzog sich irgendwann in die Katakomben. Er wolle die Nacht nicht zum Tag machen. "Ich bin kein Feiertyp. Das überlasse ich gerne den anderen." Sprach's und verschwand mit gemischten Gefühlen in den Abend.

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Johannes Seemüller, SWR-Sportjournalist